Blattgeflüster

Pflanzen, Bäume, eine Geobiologin und ihr Leben. Etwas davon sollte man mögen um diesen großartigen Mix aus Sachbuch und Autobiographie genießen zu können.

Dank Petra Wiemann von Elementares Lesen bin ich über dieses Buchschätzchen gestolpert und Hope Jahren hatte mich von Beginn bis Ende ihrer Erzählung in der Tasche.

Geboren 1969 kämpft sie sich durchs Studium, wird Professorin und muss immer wieder feststellen, dass sie als Frau, zudem noch als Frau, der der ganze äußerliche Schnickschnack komplett unwichtig ist, sehr oft gegen die sogenannte gläserne Decke stösst.

Hope Jahren verehrt dieselben Dinge wie ich: die Natur, die Evolution und die Schönheit, die sich darin verbirgt oder die einen oft auch direkt anspringt und überwältigt. Sie erzählt spannend und mitreißend über ihre Forschung, gewährt Einblicke in das Leben von Forschern in den USA, deren Fachgebiet selten kommerziell verwertbar ist. Erkenntnisgewinn ohne Profit lockt schwerlich Sponsoren.

 

 

Blattgeflüster ist aber nicht nur ein wunderbares, stellenweise poetisches (wirklich, ich meine Poesie, nichts, aber auch gar nichts Esoterisches, vergrault hier das Lesevergnügen)  Buch über das Reich der Pflanzen. Es ist humorvoll, trotzig und von subtilem Witz, der durchaus von den leicht schrägen Hauptdarstellern lebt.

Hope Jahrens Assistent und bestem Freund Bill, der recht speziell ist und Jahrens Auseinandersetzung mit Panikattacken, die sich aus ihrer manischen depressiven Veranlagung ergeben. Hope Jahren ist eine wundervolle, außergewöhnliche Frau.

„Sie besitzen wahrscheinlich eine Badezimmerwaage, die den Unterschied zwischen einem 82 und einem 84 Kilo schweren Mann anzeigen kann. Ich habe eine wissenschaftliche Waage, die den Unterschied zwischen einem Atom mit 12 Neutronen und einem mit 13 Neutronen erkennt. Ich habe sogar zwei solcher Waagen. Sie werden als Massenspektrometer bezeichnet und sind ungefähr eine halbe Million Dollar wert. Die Universität hat sie mir in dem nicht völlig stillschweigenden Einverständnis gekauft, dass ich mit ihnen wunderbare und zuvor unmögliche Dinge tun würde …

… Ausgehend von einer groben Kosten -Nutzen -Analyse müsste ich jedes Jahr, bis ich im Grab liege, ungefähr vier wunderbare und zuvor unmögliche Dinge tun…“

 

In Hope Jahrens Buch liest man über Freundschaft, Neugier, den Kampf mit einer psychischen Erkrankung zu leben, Forscherdrang, Tricks wie man kostengünstig sein Labor ausstattet, Charles Dickens, die Liebe in vielen verschiedenen Facetten und nebenbei erweitert man staunend sein Wissen. Lacht, ist fasziniert, schmunzelt, leidet mit und ist tief berührt.

Das Beste aber ist, dass während und nach Lektüre die Welt um einen herum wieder ein kleines Stückchen wunderbarer geworden ist.

Buchdetails

  • Aktuelle Ausgabe : 03. Oktober 2016
  • Verlag : Ludwig
  • ISBN: 978-3-453-28069-4
  • Gebunden: 448 Seiten

 

 

4 Gedanken zu “Blattgeflüster

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